VON GEGENSÄTZLICHEM UND ÄHNLICHEM

Vor dem Hintergrund der immer wieder stattfindenden kontroversen Diskussionen zwischen Vertretern der Schulmedizin und der Homöopathie darüber, welcher Heilansatz der richtigere sei, ist es notwendig auf die unterschiedlichen Wirkprinzipien des Gegensätzlichkeitsprizips (Contraria-Prinzip) einerseits und des Ähnlichkeitsprinzips (Similia-Prinzip) andererseits einzugehen. Vorab möchte ich darauf hinweisen, dass es meiner Meinung nach auf keinen Fall um ein Entweder-oder geht. Nur weil die beiden Wirkprinzipien in Teilen Polaritäten abbilden, müssen sie nicht Gegensätze sein, die sich ausschließen. Unterschiedliches kann sich auch ergänzen.

 

Man muss aber die Gesetzmäßigkeit des eigenen Handelns verstehen, um die Unterschiede in der Indikation und Wirkung zum Wohle des Patienten einsetzen zu können. Es geht also nicht um ein Richtig oder Falsch, sondern um tieferes Verständnis. Beide Heilverfahren basieren auf Gesetzmäßigkeiten, die Teil der  Natur oder Schöpfung sind. Insofern haben beide ihre Gültigkeit. Vertreter beider Disziplinen begehen leider immer wieder den Fehler, aus dem grundlegenden Unterschied der Wirkprinzipien eine ideologisch eingefärbte Unvereinbarkeit zu konstruieren. Diese Herangehensweise ist meiner Meinung nach eher als ein Geistessymptom zu verstehen und sollte als solches erkannt und vermieden werden. Es geht schließlich um das Wohl von Menschen und nicht um Rechthaberei.

 

Ähnlichkeit und Gegensatz: Zwei gültige Naturgesetze

 

Das Ähnlichkeitsprinzip findet sich ansatzweise bereits im Corpus Hippocraticum, den Schriften des Hippokrates aus dem 4. Jahrhundert vor Christus und später in den Aufzeichnungen des Paracelsus (1493-1541). Hippocrates schrieb: „Die Krankheit entsteht durch Einflüsse, die den Heilmitteln ähnlich wirken, und der Krankheitszustand wird beseitigt durch Mittel, die ihm ähnliche Erscheinungen hervorrufen“. Und Paracelsus führte aus: „Ähnliches wird durch Ähnliches behandelt und nicht Gegensätze durch Gegensätze“.

 

Samuel Hahnemann veröffentlichte dann 1796 nach seinem berühmten Chinarindenversuch und umfangreichen Literaturstudien das sogenannte Simila- bzw. Ähnlichkeits-Prinzip, das der Homöopathie ihren Namen gab: hómoios páthos („ähnliches Leiden“, griech.). Seine Wurzel hat dieser Begriff in Hahnemanns Beobachtung, dass das von ihm wiederbelebte und genial weiterentwickelte Ähnlichkeitsprinzip als Wirkung von Arzneimittel in gesunden Menschen ähnliche Krankheitszustände hervorruft, die es am Erkrankten zu heilen imstande ist: „Wähle, um sanft, schnell, gewiss und dauerhaft zu heilen, in jedem Krankheitsfalle eine Arznei, welche ein ähnliches Leiden für sich erregen kann, als sie heilen soll“ (Hahnemann, Organon der Heilkunst).

 

Im Gegensatz zum Similia-Prinzip Hahnemanns (Similia similibus curantur = Ähnliches durch Ähnliches heilen), steht das Contraria-Prinzip (Contraria contrariis curentur = Gegensätzliches durch Gegensätzliches heilen), das auf Galen, einen griechischen Arzt und Naturforscher im 2. Jahrhundert nach Christus zurückgeht. Das Contraria-Prinzip ist in unserer heutigen Zeit vorherrschende Grundlage der Schulmedizin.

 

Im Folgenden werde ich auf die sich wesentlich unterscheidenden Wirkprinzipien dieser beiden Heilgesetze eingehen. Deren klare Abgrenzung ist unabdingbar, da  Simila- und Contraria-Prinzip beide Gültigkeit besitzen, sich aber in ihrem Heileffekt diametral gegenüber stehen. Die Anwendung des Ähnlichkeitsprinzips führt zu Heilung, denn es kann Krankheitssymptome nicht unterdrücken. Das Contraria-Prinzip hingegen unterdrückt bzw. kompensiert Krankheitssymptome und ist daher nicht in der Lage zu heilen.

 

Das homöopathische Simila-Prinzip bezieht sich auf die Einzigartigkeit jedes Lebewesens in dessen Lebensumständen und individualisiert hierbei. Nur so kann dieses Wirkprinzip  über die genaue Beobachtung der Umstände dem Leben als dynamischem Prozess gerecht werden. Der Homöopath lässt sich während der Behandlung von der Lebenskraft des Patienten führen und unterstützt durch seine Verordnungen diese Kraft in ihrem Wirken zu einem höheren Zweck.

 

Das Contraria-Prinzip, das Gegensätzlichkeitsprinzip, hingegen isoliert Krankheitssymptome und verallgemeinert diese zu Pauschalisierungen. Dieses Wirkprinzip errichtet somit verallgemeinernde Konzepte, die allerdings der dynamischen Natur des Lebens nicht gerecht werden. Durch biochemische Medikamente soll hier das Leben gezwungen werden, in einer vorgegebenen Weise zu funktionieren.

 

Das Konzept der Pauschalisierung führt auf gesellschaftlicher Ebene immer zum Vergleich mit anderen, zu Konkurrenz mit Dominanzverhalten und mündet zwangsläufig in sozialer Unterdrückung und Diskriminierung. Der Einzelne sieht im Anderen dann entweder einen potenziellen Kontrahenten oder jemanden, den er für seine persönlichen Interessen benutzen kann.

 

Das Konzept der Individualisierung bedingt die Erfahrung von Einzigartigkeit eines jeden Lebewesens. Konkurrenz wird dadurch überflüssig, da kein direkter Vergleich möglich ist. Dem Anderen zu nehmen, was Teil seiner Einzigartigkeit ist, würde zur Entfremdung von sich selbst führen. Erst die Summe aller einzigartigen Teile ergibt hier eine Ganzheit. Es basiert auf dem Verständnis, dass zum Beispiel ein Gehirn erst durch ein Herz, die Lungen, Nieren etc. zum Gehirn wird. Ansonsten wäre es lediglich eine sinnlose Anhäufung von Zellen. Deshalb führt Individualisierung zu Verantwortungsgefühl und Mitgefühl. Es geht nur miteinander.

 

Das Contraria-Prinzip

 

Das Contraria-Prinzip behandelt Krankheiten als Gegensätze zum Leben. Es bekämpft diese falschen, ungesunden Funktionen durch Gegensätzliches, d.h. biochemische Arzneimittel, die gegen diese Krankheitszeichen gerichtet sind. Dies bedeutet, dass das Contraria-Prinzip nichts anderes will, als die lokalen, aus dem Gesamtorganismus isolierten Symptome eines kranken Menschen zu behandeln, aber nicht deren Ursachen. Daher kann es logischerweise nicht die Aufgabe dieses Wirkprinzips sein zu heilen und es kann  daher  nicht an einem Heileffekt gemessen werden.

 

Das Contraria-Prinzip ist immer dann notwendig, wenn die lokalen Wirkungen einer Krankheitsursache so lebensbedrohlich sind, dass umgehend eine Rettung des betroffenen Organismus erfolgen muss. Die Wirkung auf die Anwendung des Contraria-Prinzips erfolgt meistens umgehend und genau darin liegt sein großer Nutzen. Die heutige Notfallmedizin ist ohne dieses Wirkprinzip nicht denkbar, durch sie können unzählige Menschenleben gerettet werden. Weitere Anwendungsbereiche des Gegensätzlichkeitsprinzips finden sich in der heutigen Chirurgie, wenn es fortgeschrittene, strukturelle Beschwerden gibt, die potentiell lebensbedrohend sind oder nicht aushaltbares Leiden verursachen.

 

Ich empfinde tiefe Dankbarkeit für die Möglichkeiten der Schulmedizin in diesem Bereich. Es ist sehr beeindruckend, was dort heutzutage im Interesse des Patienten möglich ist. Auch diagnostisch. Das ist eine mehr als wünschenswerte Entwicklung und ich habe höchsten Respekt vor jedem, der mit seinen Bemühungen diese Entwicklung unterstützt.

 

Erfolgt also eine schulmedizinische Behandlung ausschließlich nach dem Gegensätzlichkeitsprinzip, dann wird man neben dem erwünschten, zeitnahen Behandlungseffekt eine spätere unerwünschte Zweitwirkung beobachten. Daher muss in den Fällen, in denen der Leidensdruck eines Patienten noch wahre Heilung erlaubt, unbedingt geheilt werden. Auch im Rahmen schulmedizinischer Behandlung sollte begleitend Homöopathie eingesetzt werden, damit nicht nur die Symptome einer Krankheit kompensiert, sondern auch ihre Ursachen geheilt werden können. Sonst können medizinische Erfolge nur vorübergehender Natur bleiben, denn ohne wirkliche Heilung werden sich  Krankheitsursachen früher oder später wieder an gleicher Stelle bzw. auf einer tieferen Ebene im Organismus durchsetzen.

 

Beide Behandlungsprinzipien parallel zum Wohle des Patienten einzusetzen wäre sehr wünschenswert. Natürlich gibt es auch viele akute und lebensbedrohliche Erkrankungen, die ausschließlich homöopathisch behandelt werden können. Es ist die Aufgabe des Arztes und Homöopathen im Einzelfall  zu unterscheiden.

 

Bekämpfung der Symptome, nicht Heilung der Symptome

 

Um das Contraria-Prinzip zu veranschaulichen, kann man beispielsweise die Verabreichung von Cortison bei chronischem Asthma oder von Blutdrucksenkern bei Hypertonie betrachten. Solche auf der biochemischen Ebene wirkenden Medikamente kontrollieren zunächst einmal die Krankheitssymptome. Für die Dauer der Einnahme solcher Arzneimittel verschwinden die unerwünschten Krankheitszeichen, sobald das Medikament aber abgesetzt wird, kehren die Symptome zurück. Nur am Rande soll angemerkt werden, dass aus diesem Wirkprinzip ein enormes wirtschaftliches Potenzial für Pharmaunternehmen resultiert.

 

Der Einfluss des mechanistischen Weltbilds auf die heutige Medizin

 

Aus medizinhistorischer Sicht zeigt sich, dass die Entwicklungen im Bereich der Naturwissenschaften seit Isaak Newton, insbesondere aber ab dem 19. Jahrhundert,  starken Einfluss auf die Medizin hatte. In der Diagnose und Therapie vieler Krankheiten wurden seit dieser Zeit bis heute enorme Fortschritte gemacht, Innovationen in Bereichen wie Histologie, mikroskopische Pathologie, Humangenetik, Bakteriologie und die Einführung der Narkosetechniken prägten die Medizin der folgenden Generationen. Man kann beobachten, dass in der Schulmedizin seitdem nahezu ausschließlich nach dem Gegensätzlichkeitsprinzip behandelt wird. Die weiterführenden Erkenntnisse zu Beginn des 20. Jahrhunderts von Wissenschaftlern wie Max Plank oder Albert Einstein konnten noch nicht in einer zufriedenstellenden Weise in das Konzept der Schulmedizin integriert werden. Der Organismus wird weiterhin als die Summe von Einzelteilen verstanden, die isoliert von ihrem Umfeld berechenbare und damit behandelbare Wirkungen erzeugen. Dabei soll jede Wirkungen eine singuläre, isolierte Ursache haben. Die Naturwissenschaft hat mittlerweile nachgewiesen, dass Leben grundsätzlich nicht so funktioniert. Trotzdem wird an einem veralteten Konzept festgehalten.

 

Immerhin, das Contraria-Prinzip funktioniert. Es muss auch nicht heilen. Wenn aber seine Anwendung nicht mehr das Resultat einer bewussten Entscheidung ist zugunsten einer Symptomenunterdrückung und gegen Heilung, sondern von Denkgewohnheit und vielleicht Ideologie inspiriert wird, dann verfehlt es zu häufig seinen Sinn. Dann werden die nachfolgenden Wirkungen auf den Gesamtorganismus nicht mehr in Beziehung zur Behandlung gesetzt und verstanden, was zu falschen Einschätzungen und Folgetherapien führen kann.

 

Unterdrückung statt Heilung

 

Da es nach dem Contraria-Prinzip nie zu einer wahren Heilung kommt, müssen die verdrängten, unterdrückten Krankheitssymptome irgendwo hin. Die Krankheitskraft wird auf eine chronische und destruktivere Ebene gedrängt. Dorthin, wo man sie für eine gewisse Zeit nicht mehr sehen und nicht mehr messen kann. Da jede Krankheit darüber hinaus progredient ist, entwickelt sie sich permanent weiter, solange sie nicht geheilt wird. Je intensiver unterdrückt wird, desto destruktiver werden die Wirkungen der Krankheit und umso progredienter ist der Verlauf, die Schnelligkeit der Krankheitsentwicklung nimmt zu. Irgendwann kann die Lebenskraft die Kompensation nicht mehr aufrecht erhalten, die durch die nach dem Gegensätzlichkeitsprinzip verordneten Medikamente erreicht wurde und in der Folge benötigt der erkrankte Mensch neue, stärkere Arzneimittel, die noch konsequenter unterdrücken, letztendlich aber noch mehr Öl ins Feuer der Krankheit gießen.

 

Ein Beispiel: Ist ein Patient an Multipler Sklerose erkrankt, wird es unter Umständen notwendig sein unter anderem Cortison im akuten Krankheitsschub zu verabreichen. Ansonsten bestünde die Gefahr, dass durch einen Autoimmunprozess die Myelinscheiden der Nerven zerstört werden, was zu dauerhaften Reizweiterleitungsstörungen und schließlich zu Lähmungen führt. Das Gegensätzlichkeitsprinzip wirkt sehr schnell und wenn es angezeigt ist, wirkt es als wunderbare Notbremse. Das hat aber wie besprochen seinen Preis. Die unterdrückte Krankheitskraft des akuten Schubs wird tiefer in die körperliche Ebene verschoben, überspringt sie und man beobachtet in der Folge eine Depression auf der psychischen Ebene. Außerdem wird durch die Unterdrückung die Kraft der chronischen Erkrankung verstärkt. Gemessen an den möglichen Folgen des akuten Schubes ist das im Einzelfall durchaus zu rechtfertigen. Wenn aber diese Therapie fortgesetzt wird und nach einer Phase von Stabilität der Patient plötzlich zusammen bricht, dann sollten daraus die richtigen Schlussfolgerungen gezogen werden.  

 

Somit kann man drei Effekte einer Behandlung nach dem Contraria-Prinzip beobachten: Zunächst erfolgt Symptomunterdrückung, diese verursacht die Kompensation des Krankheitsprozesses mit einer Verlagerung der Krankheit auf eine tiefere Ebene, was schließlich die Geschwindigkeit des Zerstörungsprozesses beschleunigt. Hinzu kommt, dass jedes Medikament, das auf der biochemischen Ebene wirkt, eine unerwünschte Zweitwirkung hat, die sogenannte Nebenwirkung. Es entsteht schließlich eine durch Arzneimittel verursachte Zweiterkrankung, die letztendlich an Intensität der anfänglichen Krankheit in nichts nachsteht. Die Beziehung zwischen der erwünschten Erstwirkung und der nicht erwünschten Zweitwirkung biochemischer Medikamente ist immer proportional, d.h. so effektiv ihre Erstwirkung ist, so intensiv werden schließlich auch die Zweitwirkungen sein.

 

Ein Arzt sollte also immer sorgfältig prüfen, ob in jedem Fall eine lebensrettende oder vor Zerstörung bewahrende Symptomenunterdrückung notwendig ist oder ob dauerhafte Heilung angestrebt werden kann. Werden Medikamente eingesetzt, die nach dem Contraria-Prinzip wirken, dann sollten sie, wenn irgend möglich, nicht als Dauermedikation verabreicht werden, um zumindest die Zweitwirkung zu verhindern.

 

Um die tatsächliche Wirkung des Contraria-Prinzips zu erkennen, muss man immer den Blick auf den gesamten Menschen richten: Auf dessen körperliche, psychische und geistige Ebene. Ich persönlich finde es auffallend, dass heutzutage in der Praxis immer häufiger psychisches Leiden zu behandeln ist und zunehmend auch Geisteserkrankungen. Die tiefste Erkrankung eines Menschen ist die Geisteserkrankung, wie zum Beispiel eine akute Psychose oder Schizophrenie. Stationäre Patienten einer psychiatrischen Einrichtung leiden wenig unter körperlichen Symptomen. Das kann ein Indiz dafür sein, dass die ganze Krankheitskraft auf eine tiefere, geistige Ebene verschoben wurde. Die Bestätigung erhält man bei korrekter homöopathischer Behandlung. Die Unterdrückung wird rückgängig gemacht, und die Krankheitskraft wandert langsam wieder Richtung Peripherie zurück, vom Geistigen zum Psychischen, vom Psychischen zum Körperlichen.

 

In einem komplexeren Zusammenhang kann man die zerstörerische Tendenz der Unterdrückung auch in der heutigen Gesellschaft wiedererkennen. Unser Ökosystem Erde existiert seit etwa 4 Milliarden Jahren, seit ca. 200.000 Jahren bevölkert die menschliche Rasse den Planeten. Aber seit Beginn der Industriellen Revolution vor erst ungefähr 250 Jahren haben wir Menschen damit begonnen, die Erde nachhaltig zu zerstören. Dies ist meiner Meinung nach ein verrückter Vorgang, denn wir sägen sozusagen beharrlich am Ast, auf dem wir selber sitzen! Im Juli 2013 hatte die Weltbevölkerung die ihr statistisch zur Verfügung stehenden Ressourcen dieses Planeten ausgeschöpft, die von ihm innerhalb dieses Jahres regeneriert werden können. Seitdem leben wir bis zum 31.12. unwiederbringlich auf Kosten unseres Heimatplaneten.

 

Auch im Schicksal des Einzelnen scheint es diese Tendenz zu geben. Ursprünglich stand Alter für Reife des menschlichen Lebens. Jeder kennt noch das Bild des alten, weisen Menschen. Heute erscheint es aber normal, dass Menschen im Alter zunehmend depressiv und dement werden. Wir erkennen den Zusammenhang nicht zwischen unserer Selbstzerstörung und der Lebensausrichtung, die nur auf Konsum und Genuss ausgerichtet ist.

 

Leben ist Entwicklung

 

Dieser persönliche Evolutionsprozess führt zwangsläufig zu Situationen, in denen man sich immer wieder aus seiner Komfortzone herausbewegen muss. Verweigert man sich dieser Entwicklung, wird sie trotzdem geschehen. Aber dann auf einer tieferen Ebene. Menschen, die selber Kinder der Evolution sind, glauben immer wieder sich ausserhalb der Gesetze der Evolution stellen zu können. Man zahlt einen hohen Preis, denn das Leiden nimmt zu. Das Leben zu genießen gehört zu einem Leben voller Glück und Gesundheit dazu. Genuss ist eine natürliche Folge mitfühlenden Handelns. Wird Genuss aber zum Lebenszweck, resultiert daraus Egoismus und das Leben wird zu einer faulen Frucht. Der Genuss zerstört einen von innen heraus, mehr und mehr.

 

Eine allgemeine Geisteshaltung, die sich auf die Unterdrückung von Wirkungen einer Krankheit konzentriert und damit auf die Vermeidung von Veränderung, könnte sich in ihren letztendlichen Folgen selbst ad absurdum führen. Denn offensichtlich nimmt unsere geistig-psychische  Lebensqualität im Laufe des Lebens ab, unser Glück und unsere Wahrheitserkenntnis werden zerstört. Solange man die nötigen heilsamen Veränderungen verhindert, wird zunehmend Leid verursacht, ohne dass auch nur ein Mensch das in Wahrheit wünscht.

 

Das Similia-Prinzip

 

Nicht ohne Grund nimmt das Gesetz der Heilung, das Ähnlichkeitsprinzip, in unserer heutigen Zeit an Bedeutsamkeit zu. Das ergibt sich aus dem Umstand, dass sich die Schulmedizin in zunehmendem Maße mit Krankheiten konfrontiert sieht, derer sie nicht Herr werden kann.

 

In wenigen Jahren wird die Wunderwaffe Antibiotikum ihre Kraft mehr und mehr verloren haben. Allergien, Autoimmunerkrankungen und chronisch-degenerative Erkrankungen und nicht zuletzt Krebserkrankungen nehmen schon seit Jahrzehnten exponentiell zu. Die Ärzte der Neuzeit setzten sich immer wieder mit dem von Hippokrates beobachteten Ähnlichkeitsprinzip auseinander, das richtig angewendet zu Heilung führt. Versuche, Patienten gemäß diesem Gesetz zu behandeln, scheiterten aber über die letzten Jahrhunderte hinweg immer wieder an ungeeigneten Heilmitteln.

 

Als interessantes Beispiel zur Veranschaulichung dieser Problematik dient die Behandlung der Syphilis im Europa des 16. Jahrhunderts. Diese bakterielle Geschlechtskrankheit wurde mit großer Wahrscheinlichkeit 1493 von Christoph Kolumbus und seinen Matrosen nach Europa eingeschleppt, als sie nach der Entdeckung Amerikas zurückkehrten. 1530 beschrieb erstmals der italienische Arzt Girolamo Fracastoro die hoch ansteckende und zur damaligen Zeit meist tödlich verlaufende Seuche, die sich innerhalb weniger Jahre im ganzen europäischen Raum ausbreitete.

 

Das Heilmittel der Wahl war lange Zeit eine Quecksilbersalbe. Sie sollte gemäß der vorherrschenden Vielsäfte-Lehre den krankmachenden Schleim aus dem Blut lösen, was mit dem üblichen Schleimspucken nach der Quecksilberbehandlung bewiesen zu sein schien. Fast alle so behandelten Syphilispatienten verstarben in der Folge an einer Quecksilbervergiftung.

 

Das sympathische Heilen des Paracelsus

 

Dem Arzt Paracelsus stand zu Beginn des 16. Jahrhunderts diese Beobachtung wohl vor Augen, als er forderte, dass ein wahres Heilmittel immer ungiftig und nebenwirkungsfrei sein sollte. Aufgrund seiner wissenschaftlichen und philosophischen Betrachtungen der Natur formulierte Paracelsus eine bahnbrechende These zur korrekten Therapie erkrankter Menschen: das „sympathische Heilen“. Ein Heilmittel sollte demnach den gleichen Charakter wie die Krankheit haben, sowohl nach der damals verbreiteten Elementenzuordnung als auch der sogenannten Prinzipienzuordnung, musste dabei aber „geistiger“ sein, wie er es nannte.

 

Paracelsus erkannte 1536 den Zusammenhang, dass Quecksilber gemäß dem Similia-Prinzip tatsächlich gegen Syphilis half, aber nur in geeigneter Dosierung: „Sola dosis facit venenum“ (Allein die Menge macht das Gift). Also verdünnte er das Schwermetall so weit, dass es gerade noch wirksam war, den Patienten aber nicht mehr umbrachte. Paracelsus konnte durch diese neuartige Therapie den entscheidenden Beitrag dazu leisten, dass die Syphilis in Europa weitgehend eingedämmt wurde. Ein großes, unter Heilpraktikern, Ärzten und Apothekern weit verbreitetes Missverständnis ist übrigens die Annahme, dass solcherart verdünnte Arzneimittel bereits homöopathisch seien. Das ist falsch und spiegelt bedauerlicherweise fehlendes Grundlagenwissen der homöopathischen Heilkunst.

 

Edward Jenner: Kuhpocken gegen Menschenpocken

 

Ein weiteres historisches Beispiel für die Anwendung des Ähnlichkeitsprinzips in der Medizin mit aus homöopathischer Sicht falschen Heilmitteln ist die vom englischen Landarzt Edward Jenner gegen Ende des 18. Jahrhunderts entwickelte Pockenschutzimpfung. Er beobachtete in seiner Praxis, dass Melkerinnen, die sich bei mit harmlosen Kuhpocken infizierten Kühen ansteckten, bei anschließenden Pockenepidemien von der gefährlichen Seuche verschont blieben oder nur sehr leicht erkrankten. Dr. Jenner wagte 1796 erstmals das Experiment, ein gesundes Kind mit einem Substrat zu infizieren, das er aus der Pocke des Arms einer kuhpockeninfizierten Magd entnommen hatte. Jenner infizierte den Jungen anschließend noch mehrere Male  auf die gleiche Weise, aber jetzt mit den gefährlichen Menschenpocken. Das Kind blieb verschont. Sein Körper hatte offensichtlich eine Abwehrfunktion gegen das Pockenvirus aufgebaut. Von nun an nannte er diese Form der Impfung Vakzination von dem lateinischen Wort für Kuh „vacca“. Es schien so, als wäre es möglich geworden, Menschen durch eine Tierkrankheit gegen eine ähnliche, aber wesentlich schlimmere verlaufende Menschenkrankheit zu immunisieren, also Ähnliches gegen Ähnliches. Kuhpocken gegen Menschenpocken.  So begann die Ära der sogenannten Schutzimpfungen.

 

Als Edward Jenner jedoch die Pockenimpfung bei seinem 11 Monate alten Sohn durchführte, kam es zum ersten dokumentieren Impfschaden. Der Junge wurde schwachsinnig und starb im 21. Lebensjahr. Ein anderes Kind starb kurz nach der Impfung und eine Frau, die im 8. Schwangerschaftsmonat von ihm geimpft wurde, hatte eine Totgeburt.

 

Im Jahre 1807 führte Hessen als erstes deutsches Land eine gesetzliche Pockenzwangsimpfung durch. Doch diese Maßnahme konnte der Bevölkerung keinen Schutz vor Pocken bieten. Edward Jenner wurde gegen Ende seines Lebens Zeuge großer Pockenepidemien, denen auch viele Menschen zum Opfer fielen, die er zuvor geimpft hatte. Dies ließ ihn schließlich ernsthaft an seinem Lebenswerk zweifeln. Auf dem Sterbebett soll er geäußert haben, dass er sich nicht sicher sei, ob er nicht einen furchtbaren Fehler gemacht habe und etwas Ungeheuerliches erschaffen hätte.

 

Wird das Ähnlichkeitsprinzip auf der biochemischen Ebene angewendet, entstehen nicht wünschenswerte Zweitwirkungen, daher sollte ausschließlich mit homöopathischen Arzneimitteln gearbeitet werden. Dr. James Compton Burnett, englischer Arzt und Homöopath, schrieb 1884: „Pockenimpfung schützt vor Pocken, wenn die Ansteckungsneigung gering ist. Wenn die Ansteckungsneigung gering ist, sterben diejenigen, die sich anstecken, nicht (…). Wenn ich recht habe, kann man a priori voraussagen, dass die herkömmliche Impfung mit Makrodosen die Morbilität verringern, aber die Mortalität erhöhen wird, d.h. weniger erkranken, aber mehr sterben“ (Vakzinose und ihre Heilung mit Thuja, S.53). Er kommt zu dem Schluss, „das Erfordernis unserer Zeit scheint mir die Systematisierung der Krankheitsvorbeugung nach dem Ähnlichkeitsgesetz und mit DYNAMISIERTEN GABEN zu sein" (ebenda, S.55).

 

Resonanz als Ursache von Heilung

 

Das Ähnlichkeitsprinzip bezieht sich vordergründig auf die Ebene der Wirkungen, auf die Symptome des Patienten und die Symptome des Arzneimittels. Gibt es hier eine Ähnlichkeit, dann entsteht Resonanz und es kommt zur Heilung auf der Kausalebene, d.h. auf der Ebene der Lebenskraft.

 

Dieses Resonanzphänomen lässt sich übrigens auch sehr anschaulich in der physikalischen Akustik beobachten. Werden zwei Saiteninstrumente, z.B. zwei Gitarren, auf den exakt gleichen Ton gestimmt, anschließend mit etwas Abstand nebeneinander aufgestellt und die Saiten des einen Instruments angeschlagen, dann schwingen die Saiten des anderen Instruments mit. Werden die Saiten eines der beiden Instrumente geringfügig verstimmt und erneut angeschlagen, passiert gar nichts.

 

Sind die Prüfungssymptome eines homöopathischen Medikaments ähnlich zum Patienten in Bezug auf seine Krankheitssymptome, resultiert dem Ähnlichkeitsprinzip nach immer ein Heileffekt. Ist das Heilmittel dagegen unähnlich zum Patienten und seinen individuellen Krankheitszeichen, dann entsteht keine Wirkung, da man sich mit hochpotenten homöopathischen Mittel nicht mehr auf der materiellen Ebene bewegt.

 

Das macht es für einen Homöopathen nicht einfach das korrekte Heilmittel zu finden, denn immerhin existieren aktuell ca. 3000 geprüfte homöopathische Arzneimittel mit jeweils bis zu 8000 Prüfungssymptomen. Mit dem Anspruch von größtmöglicher Ähnlichkeit kann lediglich ein einziges homöopathisches Arzneimittel das korrekte sein. Nur wenn der Homöopath das richtige Mittel findet, wird seine Mühe mit zum Teil unglaublichen Heilerfolgen belohnt.

 

Das homöopathische Ähnlichkeitsprinzip funktioniert bei jedem, immer, überall und unter allen Umständen. Wenn die Homöopathie scheitert, dann liegt es entweder am Homöopathen oder an der Tiefe der Erkrankung, die zur Heilung mehr Zeit benötigt, als die Ungeduld des Patienten zulässt. Je größer der Leidensdruck ist, desto größer wird verständlicher Weise die Ungeduld des Erkrankten. Homöopathie ist eine Wissenschaft, sie kann keine Wunder vollbringen. Der Patient muss wissen, dass die Heilung chronischer Erkrankung nicht in der gleichen Geschwindigkeit geschehen kann wie Symptomunterdrückung nach dem Contraria-Prinzip. Wie schon erwähnt ist wahre Heilung ein Prozess, der sich über einen individuellen Zeitraum erstreckt. Krankheitssymptome sind nur die äußeren Zeichen eines den gesamten Menschen betreffenden Entwicklungsprozesses. Erst wenn diese Evolution zu ihrem höheren Ziel geführt hat, vergehen die Symptome. Sie vergehen vollständig bei Patienten mit starker Lebenskraft, nicht vollständig bei Patienten mit schwacher Lebenskraft, weil hier die Entwicklung nur langsam verläuft und nicht mehr in der Lebenszeit zu einer vollständigen Lösung finden kann. Aber auch diesen Patienten wird es relativ gesehen viel besser gehen.

 

Harmonisierung der Lebenskraft

 

Der Effekt des Ähnlichkeitsprinzips ist weitreichend: Zum einen werden die akuten oder chronischen Symptome des Patienten geheilt durch die Behandlung der Ursachen. Das ist der vordergründige, sichtbare Effekt, der natürlich erst einmal der wichtigere ist, denn auf dieser Ebene empfindet der kranke Mensch den akuten Leidensdruck. Zum anderen ergibt sich durch die Behandlung der Lebenskraft ein weiterer Effekt, der langfristig mindestens genauso wichtig ist: Jedes korrekt gewählte Medikament, das nach dem Ähnlichkeitsprinzip arbeitet und daher heilt, bewirkt gleichzeitig immer die Harmonisierung der Lebenskraft des Patienten in seiner Gesamtheit.

 

Latent vorhandene destruktive Neigungen im Menschen werden mit jedem korrekten homöopathischen Arzneimittel sukzessive abgeschwächt. Der Mensch steigt immer mehr aus tiefen, unbewusst verankerten Selbstzerstörungstendenzen auf. Anstelle von tragischen Schicksalsfällen erfährt man glimpflicher verlaufende Zustände. Alle potentiellen Erkrankungen, die sich aktuell noch im Zustand einer Disposition befinden,  können geheilt werden, bevor sie strukturell werden, also als klinische Erkrankung auftreten und nachweisbar werden.

 

Ein Mensch, der beispielsweise psychische und geistige Symptome einer Krebserkrankung aufweist, kann durch korrekte Behandlung von diesem Leiden befreit werden, bevor es manifest wird. Durch die Prüfung der homöopathischen Arzneimittel am gesunden Menschen kennt die Homöopathie die psychischen und geistigen Symptome von Arzneimitteln, die auf körperlicher Ebene Krebs heilen können. Man muss als Homöopath nicht warten, bis die Endzustände von Krankheiten aufgetreten sind, die klinischen Symptome. Homöopathie erkennt Krankheiten bereits deutlich auf der geistigen und psychischen Ebene, manchmal lange bevor die klinischen Symptome ausgeprägt werden und kann sie dort heilen.

 

Jede Krankheit umfasst ein nahezu unendliches Spektrum an Grauschattierungen von seinem Anfang als Weiß bis zu seinem Endzustand als Schwarz. Je besser ein Homöopath einerseits den Menschen erfassen kann, und je besser er andererseits seine Arzneimittel kennt, desto früher wird er das Ungleichgewicht der Lebenskraft im Menschen erkennen und heilen können. Auch jede potentielle Entwicklung, die in Form einer Diathese veranlagt ist, wird mit homöopathischen Medikamenten in eine vorteilhafte Richtung gelenkt. Schwierigkeiten und Hindernisse werden abgemildert und an ihre Stelle treten glücklichere Umstände.

 

Natürlich muss der Mensch immer auch leidvolle Erfahrungen machen, die für sein inneres Reifen notwendig sind. Homöopathie kann aber die Dynamik dieser Ungleichgewichte mildern oder löschen und ist in diesem Sinne eine vollständige Präventivmedizin. Auch andere Disziplinen können heilen, alle, die nach dem Ähnlichkeitsprinzip arbeiten. Aber Krankheiten und andere Schicksalsfälle zu behandeln, die erst in der Zukunft manifest werden, kann nach meinem Wissen nur die Homöopathie. Kein anderes Heilverfahren arbeitet unmittelbar mit der Lebenskraft selbst und hat damit eine direkte Wirkung auf die Lebenskraft eines Lebewesens. Das bleibt ein ewiger Verdienst der Genialität von Samuel Hahnemann, dem Begründer der klassischen Homöopathie.

 

Jedes korrekt gewählte homöopathische Mittel macht den ganzen Menschen gesünder

 

Die Wirkung des Ähnlichkeitsprinzips bewirkt, dass der Patient mit jedem korrekten homöopathischen Medikament absolut betrachtet gesünder wird. Meine persönliche Beobachtung ist, dass für Patienten der Homöopathie gilt, dass es ihnen proportional zur Behandlungsdauer nachhaltig immer besser geht. Selbst wenn es im Einzelfall nicht mehr möglich ist eine strukturelle Beschwerde vollständig zu heilen, wird man aber zumindest eine Erleichterung auf der körperlichen Ebene beobachten, was mehr Lebensqualität bedeutet. Außerdem bemerkt der Patient den heilenden Effekt auf den subtileren Ebenen, denn es wird ihm psychisch und geistig besser gehen. Er entwickelt eine tiefere Einsicht in sein Schicksal und erfasst mehr den Sinn seines Lebens, sogar in leidvollen Zeiten.

 

Den Lebenssinn zu erkennen, kann eines der größten Geschenke für einen Menschen sein und ist die `Zweitwirkung´ der Homöopathie. Das Leben erscheint immer wieder wie ein langer Marathon. Wenn man aber weiß, warum es sinnvoll ist einen Schritt nach dem anderen zu machen, dann wird man nicht nur voranschreiten, wenn es angenehm ist und Spaß macht, wenn die Sonne scheint oder es kräftigen Rückenwind gibt. Man wird auch dann weitergehen, wenn die Situation herausfordernd ist, wenn es stürmt und der Regen einem ins Gesicht peitscht. Den Lebenssinn zu erkennen, sich seiner selbst bewusster zu werden ist die Bedingung, um nicht zu verzagen und die Voraussetzung dafür, das Lebensziel zu erreichen. Das ist wahre Heilung. 

 

Leistung führt nicht ans Ziel

 

Wenn man sich Gedanken zum Contraria- und Similia-Prinzip im Bezug auf das Leben im Allgemeinen macht, wird man schnell bemerken, dass man mit beiden Prinzipien ununterbrochen zu tun hat. Sein Leben zu gestalten bedeutet, die Symptome des Lebens zu verändern. Durch Ursachen erzeugt man Wirkungen, egal ob es sich um Wohlstand, Frieden oder Glück handelt. Dieses Streben folgt dem Contraria Prinzip.

 

Das Problem ist, dass alles, das Ursachen hat vergänglich ist. Was entsteht ist gezwungen zu vergehen. Die Wirkungen, die man dem Leistungsprinzip folgend erzeugt, sind immer nur vorläufig. Es ist notwendig einen Ertrag zu erwirtschaften, um heute den Hunger zu stillen. Aber der Laib Brot, der heute den Magen füllt, ist vielleicht schon am gleichen Tag verzehrt und reicht nicht bis morgen. Man beginnt mit seinen Bemühungen immer wieder von vorne - ad infinitum.

 

Sich öffnen für das was ist

 

Mit dem Contraria-Prinzip erreicht man kein ultimatives Ziel, denn es kann niemals zu dauerhaftem Glück führen. Es ist ein ewiges Hamsterrad. Dennoch ist es notwendig, die Symptome des Lebens ständig zu verändern, weil man nur so seine Lebensumstände verbessern kann für sich und alle Anderen. Das ist sinnvoll. Dauerhaftes Glück erlangt ausschließlich derjenige, dem es gelingt sich in die Realität der Gegenwart hinein zu entspannen. Wer sich öffnet für das was ist, unabhängig davon, ob es so ist wie er es gerne hätte, der befreit sich von jeder Limitation und wird dauerhaft glücklich. Wer das Verlangen nach etwas Anderem loslässt, oder die Abneigung gegen Bestehendes akzeptiert und sich in die Realität dieses Zustandes entspannt, wird frei sein von diesen Begrenzungen des konditionierten Geistes. Das ist das Similia Prinzip. 

 

So wie ein korrekt gewähltes homöopathisches Mittel der aktuelle Spiegel eines Menschen auf der Ebene der Lebenskraft ist und heilt, wenn der Mensch sich im Spiegel erkennt, ohne dafür etwas leisten zu müssen, genauso erfährt er dauerhaftes Glück, wenn er sich radikal öffnet für die Realität, so wie sie ist. Der Realität ist es egal, ob man sie liebt oder nicht, es gibt nur diese eine. Entweder man trifft die Entscheidung mit ihr glücklich zu sein, oder man ist es nie.

 

Gezwungen das Leben zu gestalten bleibt man gefangen in der Vergänglichkeit der Bemühungen, obwohl man nichts anderes sucht als dauerhaftes Glück und ultimative Heilung. Vielleicht besteht die Lösung dieses scheinbar ausweglosen Zustandes darin, das Leben so zu gestalten, dass Entspannung im Hier und Jetzt möglich wird. In einer harmonischen, friedlichen Umgebung loszulassen ist einfacher, als auf dem Schlachtfeld des Lebens. Je mehr man damit fortschreitet die relativen Symptome des Lebens zum Wohle aller zu verbessern, umso tiefer kann man dann ultimativ loslassen.