Hippokrates (460-370 v.Chr.) beobachtete, dass bei einem Zusammentreffen ähnlicher Krankheiten sich diese gegenseitig heilen und formulierte auf dieser Beobachtung basierend das sogenannte Ähnlichkeitsprinzip. Galen (130-210 n. Chr.), ebenfalls einer der bedeutendsten Ärzte des Altertums, erkannte, dass unähnliche Krankheiten, die zusammentreffen, eine Unterdrückung bewirken, wobei die stärkere die schwächere unterdrückt, und sprach hier vom Gegensätzlichkeitsprinzip. Beide Prinzipien sind Naturgesetze des Lebens und gelten universell. Das Ähnlichkeitsprinzip und das Gegensätzlichkeitsprinzip beschreiben grundsätzlich die Wechselwirkungen, die entstehen, wenn Kräfte auf die Lebenskraft eines Lebewesens einwirken, unabhängig davon, ob es krankmachende Kräfte sind oder nicht.
Für die Medizin sind selbstverständlich die krankmachenden Kräfte von Wichtigkeit, da „das höchste Ideal der Heilung...(es ist,) schnelle, sanfte, dauerhafte Wiederherstellung der Gesundheit, oder Hebung und Vernichtung der Krankheit in ihrem ganzen Umfange auf dem kürzesten, unnachtheiligsten Wege, nach deutlich einzusehenden Gründen“ zu bewirken (§2, Hahnemanns Organon der Heilung). Wenn die Ursachen einer Krankheit behandelt und geheilt werden sollen, muss nach dem Ähnlichkeitsprinzip gearbeitet werde. Wenn die Symptome einer Krankheit behandelt und unterdrückt werden sollen, muss nach dem Gegensätzlichkeitsprinzip gearbeitet werden. Die Homöopathie wendet mit ihren Arzneimitteln das Ähnlichkeitsprinzip an, denn hier liegt das Bestreben ausschließlich darin, kranke Lebewesen zu heilen und Symptome nicht zu unterdrücken. Der einzige und untrügliche Maßstab der Heilkunst ist die reine Erfahrung, und durch sie wird die Tatsache des Ähnlichkeitsprinzips bei korrekter Anwendung immer und überall ausnahmslos bewiesen. Aber warum funktioniert es, warum führt die Anwendung des Ähnlichkeitsprinzips, abgesehen von der offensichtlichen, empirischen Tatsache, zur Heilung? In der Wissenschaft folgt man dem Konzept, dass menschliche Existenz drei Dimensionen umschließt: Die körperliche, die psychische und die geistige Dimension. Um die grundsätzliche Wirkung des Ähnlichkeitsprinzips umfassender zu verstehen, kann die Wirkung homöopathischer Arzneimittel mit Hilfe dieser drei Dimensionen differenziert werden. Das bedeutet aber nicht, dass homöopathische Arzneimittel die körperliche, psychische und geistige Ebene getrennt behandeln würden. Wer das Heilprinzip der Homöopathie im Sinne Hahnemanns versteht, der weiß um die Notwendigkeit der Wirkung homöopathischer Arzneimittel ausschließlich auf der Kausalebene des Lebens, auf der Ebene der Lebenskraft. Sie liegt den drei Ebenen zugrunde und ist ihr Ursprung. Der Effekt homöopathischer Arzneimittel ist deshalb immer gleichzeitig auf allen Symptomenebenen sichtbar, der körperlichen, der psychischen und der geistigen.
Um auf der Kausalebene wirken zu können, muss ein homöopathisches Arzneimittel dem Resonanzprinzip folgend selber Lebenskraft sein, dass heißt, es muss so weit dynamisiert sein, dass es jenseits der Symptome direkt die Ursachen heilen kann. Sogenannte homöopathische Medikamente, die diesem Anspruch nicht gerecht werden, hat bereits Hahnemann zurückgewiesen. Das sind Medikamente, die noch biochemisch wirken, unterhalb der D24 Potenz und unterhalb der C12 Potenz. Diese Medikamente sind keine homöopathischen Arzneimittel, auch wenn sie als solche hergestellt, verschrieben und verkauft werden.
HOMÖOPATHISCHE ARZNEIMITTEL UND DIE DIMENSION DES KÖRPERS
Die Lebenskraft ist die Kraft im Leben, die permanent bemüht ist, ein Gleichgewicht herzustellen zwischen dem Individuum und den einwirkenden Kräften seiner Umgebung. Wenn jemand einen überheizten Raum betritt, reagiert die Lebenskraft mit einer Ausgleichbewegung und der Betreffende beginnt in der Regel zu schwitzen, damit er unter diesen Bedingungen möglichst lange weiter existieren kann. Wenn er sich an einem kalten Ort aufhält, beginnt er zu frieren und die Lebenskraft zentralisiert seine Körperwärme. Solche Ausgleichsbewegungen geschehen ununterbrochen, denn Leben ist ein Prozess und nichts Statisches.
Gesundheit ist nicht die Abwesenheit von Leiden
Jedes Lebewesen ist in ununterbrochener Bewegung, genauso wie alles, das es umgibt. Die Lebenskraft antwortet auf jede dieser Bewegungen mit dem Bemühen, eine Balance und Harmonie aufrecht zu erhalten. Gesundheit ist nicht die Abwesenheit von Leiden, sondern die Fähigkeit auf jedes Leiden ohne Verzögerung mit einer Ausgleichsbewegung zu reagieren und wieder ein Gleichgewicht herzustellen. Die individuelle Evolution eines jeden Wesens bedingt Entwicklungsprozesse, die auch leidvoll sein können. Leiden zu unterdrücken bedeutet Entwicklung zu vermeiden. Heilen ist die Fähigkeit, die unvermeidliche Entwicklung in eine konstruktive Richtung zu lenken, zu mehr Wahrheit, Glück und Freiheit. Krankheit entsteht, wenn die Kräfte, die auf ein Lebewesen einwirken, stärker sind, als die Lebenskraft des Lebewesens selbst. Das kann in Form eines Gedankens, eines Gefühls oder eines äußeren Reizes geschehen. Ist diese Kraft zu stark und die Ausgleichsbewegung zu schwach, dann wird die Lebenskraft krankhaft verstimmt. Hahnemann schreibt im §11 des Organon der Heilkunst: „Wenn der Mensch erkrankt, so ist ursprünglich nur diese geistartige, in seinem Organism überall anwesende, selbstthätige Lebenskraft durch den, dem Leben feindlichen, dynamischen Einfluss eines krankmachenden Agens verstimmt. Nur das zu einer solchen Innormalität verstimmte Lebensprincip, kann dem Organismus die widrigen Empfindungen verleihen und ihn so zu regelwidrigen Thätigkeiten bestimmen, die wir Krankheit nennen, ...“ Die Lebenskraft des Menschen ist jetzt in einem Ungleichgewicht. Die Ausgleichsbewegung der Lebenskraft, die weiterhin stattfindet, bewegt sich nicht mehr zu einem vollständigen Gleichgewicht. Die harmonisierende Wirkung der Lebenskraft funktioniert nicht mehr vollständig, sie ist verstimmt und der Mensch erkrankt.
Dynamische Kunstkrankheit als Schlüssel zur Heilung
Die Aufgabe des Homöopathen ist es nun ein Medikament zu finden, das in seinen Wirkungen möglichst ähnliche Symptome bei einem gesunden Menschen zu erzeugen vermag. Hat er das gefunden, fügt er der ursprünglichen Krankheit eines Leidenden eine ähnliche Kunstkrankheit in Gestalt dieses Arzneimittels hinzu. Die Lebenskraft reagiert immer, auf jede Kraft und jeden Reiz. War die Reaktion der Lebenskraft des Menschen auf die verstimmende Kraft zu schwach und wurde verstimmt, addiert sich jetzt die Reaktion der Lebenskraft auf die künstliche Krankheitskraft zur Reaktion auf die ursprüngliche Krankheitskraft hinzu und befreit den Organismus von den Wirkungen des krankmachenden Einflusses, wenn beide gemeinsam nun stärker sind, als die ursprüngliche Krankheitskraft. Die künstliche Krankheit, oder die Wirkung des homöopathischen Arzneimittels, muss ähnlich sein und nicht identisch, weil nur so eine neue Reaktion der Lebenskraft provoziert werden kann. Wäre die künstliche Krankheit identisch, würde sie sich mit der natürlichen Krankheit vermischen und die Lebenskraft des Menschen noch stärker verstimmen.
Lebenskraft und Schulmedizin
An dieser Stelle ist erwähnenswert, dass die Lebenskraft natürlich auch auf jede Substanz regiert, die als Medikament verabreicht wird. Dabei ist es egal, ob es sich um ein pflanzliches Medikament oder ein pharmazeutisches handelt. Werden zum Beispiel in der heutigen Schulmedizin genauso wie in der Alternativmedizin Medikamente verordnet, die nach dem Gegensätzlichkeitsprinzip nur auf die Symptome der krankhaft verstimmten Lebenskraft wirken, findet trotzdem auch hier eine Ausgleichsbewegung der Lebenskraft statt, aber jetzt mit unheilvollen (Neben-)Wirkungen. Wenn zum Beispiel ein Bronchien erweiterndes Medikament verabreicht wird, muss die Lebenskraft, wie immer, mit einer Ausgleichsbewegung reagieren. Sie reagiert instinkthaft, wie Hahnemann lehrte, und unterscheidet nicht, ob es eine nützliche Kraft ist, auf die sie reagiert oder nicht. Die Ausgleichs-bewegung in Bezug auf eine Erweiterung der Bronchien ist eine Verengung. Die Behandlung der Symptome, gegen die ein Medikament eingesetzt wird, verschlimmert also auch die zugrundeliegende Erkrankung. Was durch ein pharmazeutisches Medikament in diesem Fall symptomatisch erweitert wird, führt gleichzeitig durch die unvermeidliche Ausgleichsbewegung der Lebenskraft zu einer Verengung. Kurzfristig wird dem Patienten durch die Symptomen-unterdrückung geholfen, langfristig verstärkt sich das ursprüngliche Leiden und es müssen wirkungsvollere Medikamente verschrieben werden. Wenn die Lebenskraft durch die fortgesetzte Unterdrückung zu schwach geworden ist und keine erkennbare Ausgleichbewegung mehr stattfindet, hört diese Abwärtsspirale auf, aber jetzt ist der Patient unheilbar krank. Natürlich ist es wundervoll in der heutigen Schulmedizin hoch effektive Medikamente zu besitzen, die nach dem Kontrariaprinzip arbeiten. Man denke zum Beispiel an die Notfallmedizin, wo es nicht um Heilung geht, sondern um schnelle und wirkungsvolle Unterdrückung der Symptome. Aber überall dort, wo Heilung möglich ist, sollte auch geheilt werden. Nur wer beide unterschiedlichen Gesetzmäßigkeiten von Wirkungen auf die Lebenskraft kennt und somit das gesamte Handlungsspektrum bedenkt, kann je nach Indikation bestmöglich zum Wohle des Patienten entscheiden und wird nicht voreingenommen handeln.
HOMÖOPATHISCHE ARZNEIMITTEL UND DIE DIMENSION DER PSYCHE
Ein homöopathisches Arzneimittel ist wie ein Spiegel der aktuellen Realität eines Menschen auf der Ebene seiner Lebenskraft. Das Arzneimittel spiegelt dabei alle Manifestationen wieder, welche seine Gegenwart ausmachen, die bewussten und die unbewussten. Es kommuniziert mit der Kausalebene des Lebens unmittelbar und direkt, weil es dank seines Herstellungsprozesses selber Lebenskraft ist. Alle anderen Heilverfahren benötigen ein Zwischenmedium. Der Arzt benötigt die körperliche Ebene des Patienten, um den Bereich der Veranlagungen und Diathesen zu erreichen, der Psychologe die Ebene des Bewusstseins, um das Unbewusste zu berühren und der Theologe und Philosoph die Gedankenwelt des Geistes, um eine theoretische Vorstellung der Wahrheit zu erlangen. Ein homöopathisches Arzneimittel hat im Gegensatz dazu einen unmittelbaren Zugang zur Lebenskraft und ist unabhängig von den jeweiligen Limitationen eines Zwischenmediums.
Der Körper ist eine Wirkung von Energie
Wenn man der Lebenskraft einen zeitgemäßen Namen geben müsste, würde man heute von Elektromagnetismus sprechen. Es ist bekannt, dass Materie, und damit natürlich auch der menschliche Körper, eine Wirkung von Energie ist. Durch einen von Hahnemann entdeckten Herstellungsprozess werden homöopathische Medikamente zu elektromagnetischen Potenzialen, die unmittelbar auf die Kausalebene des Lebens wirken. Die einzige Bedingung dafür, dass diese Arzneimittel mit der Lebenskraft des Menschen in Resonanz treten, ist die Ähnlichkeit in der Wirkung von Arzneimittel und Lebenskraft: Nur wenn die Symptome des Arzneimittels ähnlich sind zu den Symptomen des Patienten, einsteht Resonanz.
Homöopathische Arzneimittel können nicht manipulieren
Natürlich kann ein homöopathisches Arzneimittel nur mit etwas in Resonanz treten, was als Wirkung der Lebenskraft eines Menschen als Symptom auch tatsächlich da ist. Das Arzneimittel kann nichts hinzufügen oder weglassen. Es bringt unter der Bedingung der Ähnlichkeit zur Erscheinung was da ist, so, als würde man zum ersten Mal bewusst völlig nackt vor einen Spiegel treten. Das Ähnlichkeitsprinzip bedingt, dass man sich erkennt wie man ist, ohne leisten zu müssen, ohne etwas verändern zu müssen und ohne etwas verbessern zu müssen. Man erkennt seine tatsächliche Realität, seine wahre Gestalt, so wie sie im aktuellen Moment ist. Es geht darum, sich zu öffnen für das, was da ist, unabhängig davon, ob es einem gefällt oder nicht. Auf etwas zu warten, das einem besser gefällt, ist nicht sinnvoll. Die Gegenwart ist die Gegenwart, es gibt nur die eine und es ist ihr egal, ob man sie mag oder nicht, ob man sie leugnet und verdrängt oder nicht, sie bleibt trotzdem immer die Gegenwart und man entkommt ihr nicht.
Die Macht der Gewohnheit
Ohne die Anwendung des Ähnlichkeitsprinzips mit Hilfe eines homöopathischen Arzneimittels bliebe einem diese Gegenwart allerdings weitestgehend verborgen, denn ohne einen solchen Spiegel wäre es kaum möglich sich selbst zu erkennen. Das liegt daran, dass man als Mensch weitestgehend in den Konditionierungen des eigenen Bewusstseins gefangen ist. Diese Konditionierungen sind im Laufe des eigenen Lebens erworben als auch durch den genetischen Code veranlagt. Sie bewirken, dass man fast ausschließlich wahrnimmt, wozu man konditioniert ist. Man interpretiert das Wahrgenommene auf der Basis früherer Erfahrungen, ohne es zu bemerken und glaubt aus Freiheit oder Vernunft zu entscheiden, obwohl man aufgrund unbewusster Gewohnheiten dazu gezwungen wird. Wenn beispielsweise zwei Menschen auf einen Dritten schauen, kann es sein, dass der Eine diesen Menschen sympathisch findet und der Andere hingegen unsympathisch. In Wahrheit ist dieser Mensch natürlich weder sympathisch noch unsympathisch. Er erscheint nur so, abhängig von den Konditionierungen des jeweiligen Betrachters. Was man sympathisch findet oder nicht, was man gut und richtig findet oder nicht, ist Ausdruck der Gewohnheit, der Sozialisation und der Erfahrung des Einzelnen. Richtig erscheint daher fast nie das Richtige, sondern das Gewohnte. Die tiefen Spurrillen der Gewohnheiten, machen es fast unmöglich die Dinge so zu erkennen, wie sie tatsächlich sind. Gewohnheiten, die sich bewährt haben werden fortgeführt und neue treten ständig hinzu. Leben ist aber Ausdruck von Evolution, ununterbrochener Entwicklung. Leiden ist unvermeidbar, da Gewohnheiten früher oder später immer mit dem Fortschritt des Lebens in Konflikt geraten. Es ist eine Herausforderung zu den unbewussten Wahrnehmungsgewohnheiten vorzudringen und sie als Ursache jeder Wahrnehmungsverfremdung zu erkennen. Aber selbst, wenn man sich einer Konditionierung bewusst wird, ist es sehr schwierig mit Willensanstrengung diese Gewohnheitskraft zu überwinden. Man müsste durch ununterbrochene Bemühungen eine neue Gewohnheit erschaffen, die etwas stärker ist, als die zu überwindende Gewohnheitskraft. Dieser Prozess kann erfahrungsgemäß sehr lange dauern. Viel häufiger passiert es leider, dass man durch tiefe Erschütterungen, wie zum Beispiel traumatische Erfahrungen und Krankheiten aus den starren Pfaden tief verwurzelter Gewohnheiten herauskatapultiert wird, damit persönliche Evolution wieder stattfinden kann.
Das Wesen der Wahrheit ist sich zu offenbaren
Homöopathische Arzneimittel haben das Potential diesen Verlauf anzuhalten. Sie sind Spiegel und gleichzeitig auch Katalysatoren, die den individuellen Erkenntnisprozess extrem beschleunigen und damit Leiden abmildern oder gänzlich unnötig machen. Indem ein homöopathisches Medikament die unbewussten Spurrillen aufdeckt, schafft es Selbstbewusstheit und dadurch Freiheit. Freiheit erfordert Mut und Durchhaltevermögen, denn es ist nicht immer einfach in den eigenen Spiegel zu schauen und zu erkennen, was tatsächlich ist. Wahrheit zu erkennen, unabhängig davon, ob einem diese Wahrheit gefällt oder nicht, ist unter Umständen unangenehm und kräftezehrend, kann aber größeres und zukünftiges Leid verhindern. Das Wesen der Wahrheit ist grundsätzlich, sich irgendwann sowieso zu offenbaren. Je länger man diesen Moment in seinem Leben herauszögert, umso heftiger werden die Korrekturen sein, die man zu erleiden hat.
Leiden ermöglicht die Erkenntnis der Heilung
Die Erkenntnis des Leidens bedingt die Erfahrung der Heilung. Homöopathische Medikamente beschleunigen die individuelle Evolution und reduzieren das damit verbundene Leiden. Aber sie bewirken darüber hinaus noch mehr. Die Lebenskraft reagiert auf jeden Reiz, jede Wahrnehmung, jedes Gefühl und jeden Gedanken eines Individuums stets mit einer Ausgleichsbewegung hin zur Harmonie. Wenn man seine aktuelle, konditionierte Realität wirklich erkennt, kann man als Effekt dieser Ausgleichsbewegung der Lebenskraft die Erfahrung eines Zustandes machen, der frei von Konditionierung ist. Die Wahrnehmungsfähigkeit des menschlichen Bewusstseins basiert auf dem Gesetz der Dualität, das heißt, man kann zum Beispiel die Farbe Weiß nur erkennen, wenn man Schwarz kennt. Gut existiert nur in Abhängigkeit zu böse, richtig nur zu falsch. Die Dualität des Wahrnehmungsprozesses bedingt, dass man den freien, nicht konditionierten Zustand nur in Beziehung zum konditionierten Zustand wahrnehmen kann. Diese Dualität ist das Werkzeug und Hilfsmittel, um im Spiegelbild der leidvollen Manifestationen den heilen Zustand zu erkennen.
HOMÖOPATHISCHE ARZNEIMITTEL UND DIE DIMENSION DES GEISTES
Aus geistiger Sicht ist die körperliche Dimension die Dimension von Entwicklung und Veränderung. Die Erfahrung dieser Dimension führt zu der Erkenntnis, dass Heilung auf der körperlichen Ebene ein Prozess ist, eine individuelle Evolution. Die Dualität der psychischen Ebene ist aus geistiger Sicht die Welt der Polaritäten, die in wechselseitiger Abhängigkeit zueinanderstehen und zu der hoffnungsvollen Erkenntnis führen können, dass Leiden immer untrennbar von Heilung begleitet wird. Die geistige Dimension ist die Dimension, in der jenseits der Dualität die Essenz aller Polaritäten als eins erfahren wird. Hier geht es um die Erfahrung eines ursprünglichen, jedem Lebewesen innewohnenden Zustandes, aus dem gemäß der Lebensumstände und aller Konditionierungen sowohl Leid, als auch Heilung entspringen.
Irrtümer
Probleme beginnen, wenn man die geistige Ebene mit der körperlichen und psychischen vermischt oder verwechselt.
Der Konflikt mit der körperlichen Ebene:
Der Mensch lebt als körperliches Wesen in Raum und Zeit und unterliegt dem Gesetz von Ursache und Wirkung. Für jede Wirkung, die man im Leben erreichen will, muss man eine entsprechende Ursache kreieren. Nur so können sich früher oder später die gewünschten Wirkungen einstellen. Die Wirkung ist immer gemäß der Ursache. Aber die Wirkungen dieses Leistungsprinzips unterliegen dem Gesetz der Vergänglichkeit. Dieses Leistungsprinzip ist nützlich, um zu erschaffen, was immer man will, aber die Wirkungen unterliegen dem Gesetz der Vergänglichkeit. Das bedeutet, dass alles, das entsteht, früher oder später auch wieder vergehen muss. In diesem Sinne ist das Gesetz von Ursache und Wirkung wie ein Hamsterrad, das unaufhörlich in Bewegung gehalten werden muss, aber niemals zu einem dauerhaften Ziel führen kann. Man ist als körperliches Lebewesen gezwungen dieses Rad zu drehen, denn was man zum Beispiel heute als Nahrung verzehrt hat, kann einen morgen nicht mehr satt machen. Dauerhafte Heilung und unzerstörbares Glück lassen sich so nicht erreichen und dürfen von der körperlichen Ebene nicht erwartet werden.
Auf der psychischen Ebene bildet der Mensch durch die Bewertung seiner Erfahrungen ununterbrochen Gewohnheiten. Die Kraft dieser Gewohnheiten steigt mit der Häufigkeit ihrer Wiederholungen und entwickelt sich mit der Zeit zu einem machtvollen Automatismus. Früher oder später muss es zum Konflikt kommen, denn Automatismen sind vom Wesen her statisch, wiederholen immer das Gewohnte und stehen somit zwangsläufig im Widerspruch zur Veränderlichkeit des Lebens. Diese Gewohnheiten haben ihren Anfang in einer Vergangenheit, von der sich die Gegenwart mit zunehmender Zeit immer weiter entfernt. Das Festhalten an Gewohnheiten stört das Gleichgewicht der Lebenskraft umso mehr, je stärker die Gewohnheiten oder Automatismen bereits geworden sind. Die Fähigkeit, angemessen auf die Veränderungen im Leben zu reagieren nimmt ab, und am Ende ist man krank. Indem man sich dieses Leidens vollständig bewusst wird, hat man die Freiheit von all dem loszulassen, das nicht mehr im Einklang mit dem gegenwärtigen Leben ist. Die Dualität der psychischen Dimension hat aber selbst unter diesen idealen Bedingungen zur Folge, dass man immer zwischen der Bildung neuer und dem Loslassen veralteter Gewohnheiten hin und her pendelt. Ein Zustand, der frei ist von allen Konflikten, frei ist von jeder Zerrissenheit, darf von der psychischen Dimension nicht erwartet werden.
Bewertung verhindert die Erfahrung der Gegenwart
Auf der geistigen Ebene können homöopathische Medikamente zur unmittelbaren Erfahrung einer Dimension jenseits der Dualität führen. Wer erkannt hat, dass jede Manifestation des Lebens, die wünschenswerte und die nicht wünschenswerte, die gleiche Essenz hat, der wird nicht mehr verzweifeln, wenn sich die Gegenwart anders darstellt, als erwünscht. Wer zum Beispiel erkannt hat, dass die wahre Natur jeder Meereswelle immer das gleiche Wasser ist, wird dem Umstand nicht mehr soviel Bedeutung beimessen, ob die Welle groß ist oder klein, ob sie nach links fällt oder nach rechts, auch wenn sie nicht den eigenen Vorlieben gemäß ist.
In der ägyptischen Mythologie taucht immer wieder das Bild von zwei Sphinxen auf, die einen Durchgang bewachen und dem unvorbereiteten Helden das Weiterkommen verwehren. Meiner Meinung nach symbolisieren diese beiden Sphinxen die Dualität des menschlichen Geistes und seine unaufhörliche Aktivität, jede Wahrnehmung in gut und böse, schön und hässlich, richtig und falsch etc. zu unterteilen. Alles zu bewerten und darauf mit Verlangen und Abneigung zu reagieren, verhindert das Einverständnis mit dem, was tatsächlich ist. Man öffnet sich nicht für die Gegenwart und der Durchgang bleibt versperrt.
Ein entspannter Geist ist offen für Heilung
Die Sphinxen zu überwinden ist gleichbedeutend damit den eigenen Geist zu entspannen. Wer nicht in einem unruhigen, angespannten Geist gefangen ist, wird nicht von Hoffnung und Angst beherrscht und muss nicht die Gegenwart gemäß den Bewertungen des Geistes blind verändern. Wer sich so entspannt, berührt das, was tatsächlich istund erfährt den Raum jenseits der Dualität. Für ihn wird die Gegenwart zum Tor zur Heilung. So wie die Sonne immer existiert, auch wenn sie von Wolken verhüllt wird, genauso ist die Heilung in jedem von uns vollständig enthalten, auch wenn sie von den Konditionierungen des Geistes verhüllt wird. So wie das absolut Richtige nicht in der Dualität von richtig und falsch liegt, sondern jenseits von richtig und falsch, so erfährt man den natürlichen, heilen Zustand, wenn man sich in die Gegenwart des eigenen Zustandes mit allen seinen Bewertungen hinein entspannt, ohne ihnen nachzufolgen. Bewertungen sind Ornamente des Bewusstseins. Man kann sie sich anschauen wie Bilder in einem Museum und ist nicht gezwungen blind auf sie zu reagieren.
Ein entspannter und offener Geist ist achtsam und präsent, nicht schläfrig und rücksichtslos - sich selbst und anderen gegenüber. Jedes korrekt verordnete homöopathische Medikament hilft dabei wachsamer, klarer, präsenter und mitfühlender zu werden. Es ist wie ein Erwachen in die Heilung, die immer schon da war. Man öffnet sich für die Begrenzungen und Limitationen, die Manifestationen einer universellen, wahren Natur sind und hört auf, die Realität anders haben zu wollen. Es entsteht ein Zustand der Akzeptanz sich selbst und allem anderen gegenüber, ohne irgendwelche Bedingungen zu stellen. Das ist der Zustand der ursprünglichen Heilung.