Samuel Hahnemann -
genialer Querdenker und Wissenschaftler
Am 10. April 1755 wurde Samuel Hahnemann als dritter Sohn des Porzellanmalers Christian Hahnemann und dessen Frau Johanna in Meißen an der Elbe geboren. Schon früh zeigte sich der wache, geniale Geist des Jungen und er erhielt schließlich als Bürgerlicher ein Stipendium an der Meißener Fürstenschule. Ab 1775 studierte er Medizin und Chemie in Leipzig.
Die ersten Erfahrungen als angehender Arzt wurden im abschreckenden Sinne wegweisend für Samuel Hahnemann weiteren Lebensweg. Zunächst folgte er noch den Anweisungen seiner Professoren und verordnete Patienten, was damals üblich war und worin sich die Therapien der Mediziner meist erschöpften: Aderlass, Klistier, Brech- bzw. Abführmittel, Medikamente in hohen Dosen und bestimmte Diätvorschriften.
Die Schulmedizin befand sich zu jener Zeit noch in den Kinderschuhen, am Ende des 18. Jahrhunderts gab es so gut wie keine Krankenhäuser und Ärzte waren äußerst bescheiden für ihre Arbeit ausgestattet. Bei den meisten Diagnosen mussten sie sich auf bloßen Augenschein, Tast- und Hörsinn verlassen. Das erklärt vielleicht, warum zu jener Zeit empirische Untersuchungen nichts galten, Spekulationen und das Theoretisieren über Krankheitsursachen hingegen an der Tagesordnung waren.
Samuel Hahnemann begann gegen diesen Umgang mit Krankheit zu rebellieren, denn diese Art der Behandlung kranker Menschen erschien ihm wenig weiterführend und heilsam. Er wollte Erkrankungen auf sanfte Weise heilen und vertraute dabei den Selbstheilungskräften eines geschwächten Körpers. Statt theoretischer Ursachenlehre und Spekulationen suchte er empirische Nachweise. Er wollte klinischen Unterricht am Krankenbett haben und seine eigenen Erfahrungen machen. Zudem setzte er sich mit Nachdruck für mehr Hygiene und eine gesunde Lebensweise in der Gesellschaft ein.
Die erwünschten geistigen Anstöße erhielt der junge Student Hahnemann dann in Wien, wo die Lehre der Medizin bereits etwas fortschrittlicher gehandhabt wurde als in Leipzig und schloss schließlich dort sein Medizinstudium ab.
Der Querdenker Dr. Samuel Hahnemann stieß in den darauffolgenden Jahren mit seinen Forderungen und Ideen auf starken Widerstand bei seinen etablierten Kollegen. Deren Anfeindungen und die daraus resultierenden Konflikte führten dazu, dass er schließlich verbittert seine Arztpraxis schloss. Mittlerweile war Hahnemann vielfacher Familienvater geworden - mit seiner ersten Frau Henriette zeugte er 11 Kinder – und übersetzte zum Familienunterhalt medizinische Fachtexte von führenden Medizinern aus Frankreich und England. Während dieser Lebensphase wurde schließlich die Pharmakologie Hahnemanns Steckenpferd.
Im Jahr 1790 stieß Hahnemann während der Übersetzung der Arzneimittellehre des schottischen Pharmakologen William Cullen auf dessen Beschreibung der Heilwirkung von Chinarinde, einem damals weit verbreiteten Malariaheilmittel, und beschloss einen Selbstversuch. Er verabreichte sich selbst Chinarinde, was bei ihm zu malariaähnlichen Symptome führte.
Mehrere Mediziner des 18. Jahrhunderts hatten zuvor schon die Idee der Arzneimittelverordnung nach dem sogenannten Ähnlichkeitsgesetz entwickelt und Fachschriften dazu veröffentlicht. Da Hahnemann durch seine Tätigkeit als Übersetzer Zugang zu diesen Schriften hatte, begann er sich nach seiner persönlichen Erfahrung mit der Chinarinde intensiv mit dem Ähnlichkeitsprinzip auseinanderzusetzen. Er entwickelte in den folgenden Jahren ein Heilverfahren, das er Homöopathie nannte (hómoios = gleichartig, ähnlich, páthos = Leid, Schmerz).
Der diesem Wirkprinzip zugrundeliegende Gedanke Hahnemanns war, dass Heilung darauf beruhen müsse, der Krankheit mit Arzneimitteln beizukommen, die ähnliche Krankheitssymptome bei einem gesunden Menschen hervorrufen und daher bei einem kranken Menschen mit identischen Symptomen dessen Lebenskraft, sprich dessen Selbstheilungskraft, aktivieren. Es wurde zur herausragenden Leistung Hahnemanns, dass er aus einer geläufigen Idee eine praktikable Heilmethode entwickelte, nämlich Ähnliches mit Ähnlichem zu heilen.
Die nächste Hürde, die Hahnemann hierbei nehmen musste war die Tatsache, dass etliche Grundstoffe aus dem Mineralienreich, aus Fauna und Flora in geringen Mengen durchaus Heilwirkung zeigten, aber nach längerer Einnahme immer zu unerwünschten, auf Dauer meist tödlichen Nebenwirkungen führten. An dieser Stelle kam Samuel Hahnemanns geniales Wissen der Chemie und Pharmakologie zum Tragen und er entwickelte die Methode der Dynamisierung. Die bahnbrechende Entdeckung Hahnemanns war, dass je verdünnter und dynamisierter die mit bestimmten Schüttelschlägen behandelten Lösungen von Ausgangsstoffen waren, deren Heilwirkung umso nachhaltiger und effektiver wurde.
Nach strengen mathematischen Herstellungsvorschriften stellte Hahnemann seine homöopathischen Heilmittel in D-(ezimal-)Potenzen, C-(entesimal-)Potenzen und LM-Potenzen, also in 10er, 100er und 50.000er Potenzen, selber her. Bei der niedrigsten Potenz verschüttelte Hahnemann beispielsweise einen Tropfen Urtinktur des Ausgangsstoffs mit 9 Tropfen eines Verdünnungsmittels. Das Ergebnis war eine D1. Die nächsthöhere Potenz des Mittels gewann er dann, indem er einen Tropfen dieser D1 wieder mit 9 Tropfen Verdünnungsmittel verschüttelte und so weiter. Eine D6 wurde genau sechs Mal nach diesem Prinzip verdünnt und anschließend dynamisiert. Eine C9-Potenz entspricht dann zum Beispiel der Verdünnung eines Tropfens der betreffenden Ausgangssubstanz im Genfer See.
Diese extreme Verdünnung der Ursubstanzen, deren Moleküle schon in einer D30-Potenzierung nicht mehr stofflich nachweisbar sind, trug Samuel Hahnemann von Anfang an den Spott seiner Kollegen ein. „Wo kein Wirkstoff, da keine Wirkung“, meinten seine Kritiker und sprachen den homöopathischen Hochpotenzen jegliche Wirkung ab. Samuel Hahnemann ließ sich davon aber nicht beirren und berief sich auf die zahlreichen und überragenden Heilerfolge, die er in seiner Praxis bei seinen Patienten beobachten konnte.
Während seiner letzten Lebensjahre lebte und praktizierte Dr. Samuel Hahnemann gemeinsam mit seiner zweiten Ehefrau und Schülerin Melanie d’Hervilly sehr erfolgreich in Paris und verstarb dort 1843 als angesehener Mediziner.